Berufe und Ausbildung
Berufe und Ausbildung

Zukunftskonferenz – Perspektiven der Ausbildung in den Darstellenden Künsten

Neben den ästhetischen Entwicklungen der letzten zehn Jahre gibt es auch einschneidende institutionelle Veränderungen: Die Stadttheater sind vom Sparzwang und vom schleichenden Zuschauerschwund bedroht. Das Alltagsgeschäft zeigt, dass die Produktionen zunehmen, die Gagen abnehmen und die Ensembles schrumpfen. Die freie Szene bietet zwar künstlerisch, aber keinesfalls ökonomisch eine Alternative. Kaum jemand kann in Deutschland von ihr leben. Film und Hörfunk locken nur mit kurzfristigen Beschäftigungsmöglichkeiten. Wie können die Ausbildungsinstitutionen darauf reagieren, um die Zukunft der Darstellenden Künste zu sichern?
Neue Ausbildungskonzepte
Die traditionellen Unterrichtsfelder im Schauspiel sind Theorie, Szene, Stimme und Körper. Sie werden heutzutage ergänzt durch neue Unterrichtsangebote oder -formate. Die Akademie Ludwigsburg unter der Leitung von Jürgen Drescher hat sich die enge Zusammenarbeit mit der erfolgreichen Filmhochschule vor Ort auf die Fahnen geschrieben. Die Frankfurter Hochschule baut die Medienkompetenz durch eine Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk aus. Die Schauspielschule Hannover hingegen hat die Rollenarbeit im Studium zugunsten szenischer Projekte auf ein Minimum reduziert. Das Thema Eigenarbeit schreibt vor allem die Hochschule in Bern groß. Hier sollen Studierende ihre Rolle, ihr Thema, ihre Darstellung selbst wählen, erarbeiten und präsentieren, um eine künstlerische Autorschaft zu erlernen.
Die Staatliche Schauspielschule Stuttgart entwickelte ein Elevenprogramm, mit dem sie ihre zukünftigen Absolventen als Ensembleschauspieler auf Zeit in eines der vielen badischen Theater schickt. In den Ausbildungsinstitutionen hat sich in den letzten Jahren viel geändert. Die neuen Leiter der Schulen sind oft noch als Theaterkünstler tätig. In Ludwigsburg kommen die Lehrenden ausschließlich aus der Praxis und unterrichten bloß wochenweise hier – wie etwa die Regisseurin Christiane Pohle, die seit diesem Jahr den Studiengang Schauspiel leitet.
Die kommenden Aufgaben
Über eines waren sich alle Teilnehmer einig: Die Vielfalt des zukünftigen Arbeitsmarktes zu bedienen, ist in der knapp bemessenen Ausbildungszeit kaum möglich. Wenn nicht alles praktisch gelehrt werden kann, dann muss es immerhin theoretisch vermittelt werden. Dabei gilt es, nicht nur Regiehandschriften zu bedenken, sondern ebenso Zuschauerhandschriften: Für welches Publikum wollen wir was, warum, wo und wie spielen? Es gibt keine Gewissheiten mehr, für die unsere Institutionen bürgen. So wird die Berufsfeldvermittlung stärker in die Ausbildung integriert werden müssen, um potenzielle Arbeitsmöglichkeiten, Arbeitgeber, Arbeitsstätten oder gar Berufsprofile zu avisieren.Darüber hinaus existiert das wichtige Thema Weiterbildung. Was machen wir mit den jungen Künstlern, die der Arbeitsmarkt nach drei bis fünf Jahren wieder entlässt? Oder wo kann man künstlerisch forschen, ohne immer nur produzieren zu müssen? Das Graduiertenstudium an der Universität der Künste Berlin, das die Dozentin für Theaterwissenschaften und Dramatik Marion Hirte vorstellte, ist eine in Deutschland einmalige Errungenschaft. Hier können hochqualifizierte internationale Absolventen aus wissenschaftlichen oder künstlerischen Fächern interdisziplinär arbeiten. Sie erhalten für zwei Jahre ein Stipendium, gefördert durch die Einstein-Stiftung Berlin.
Die Zukunft des Theaters
Doch was nützen all diese Veränderungen und Ideen, wenn das Theater sich immer mehr von den neoliberalen und kapitalistischen Strategien auffressen lässt? Die Zukunft des Theaters liegt in den Händen derer, die heute ausgebildet werden. Sie können aus der einzigartigen Theaterlandschaft Deutschlands ein Laboratorium sozialer Fantasie machen, das der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen hat. Hoffen wir, dass die Subventionskultur in Deutschland nicht schon vorher ausblutet.
Sumber: http://www.goethe.de/kue/the/tba/de10052723.htm
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